Entries in Frankreich (15)

Kurz skizziert

Ein Kindchen für Bruni und Sarkozy?
Kein Problem, ich habe hier den richtigen Schuh designed:

im Hinterland der Provence

Nach dem Mont Ventoux brausen wir auf leider sehr holprigen Strassen durch das schöne nördliche Provence, vorbei an Apt nach Jouques. Kleine, aber sichtbare Schilder führen uns zum vorgebuchten Chambres d'Hôtes (= Bed&Breakfast) "La Petite Borie", 2 km ausserhalb des Ortes. Ausser dem Mistral, der kühl und laut durch die Bäume rauscht, ist nichts zu hören. Kein Auto stört die Stille. Pascale, die Herrin des Hauses, empfängt uns warmherzig und mit gutem deutsch. Das blaue Zimmer ist schön, gemütlich und auf unserer eigenen Terrasse sitzen wir bei unserem mitgebrachten Abendessen - Käse, Brot, Chips, Wasser und dem ersten Roten vom Chateau Revelette. Im Schaukelstuhl wippe ich bei einem guten Buch in die Nacht.
Auf diesem Chateau Revelette sind wir am nächsten Tag eingeladen und nach einem guten Frühstück laufen wir über einen Lehmweg in 10 Minuten rüber. Aus purem Zufall habe ich La Petite Borie in direkter Nachbarschaft ausgewählt und wir können die Motorräder stehen lassen und in normaler Kleidung bei Peter Fischer auf dem Chateau auftauchen. Umso angenehmer, da unser Besuch im Weinberg, Weinkeller und in der gemütlichen Küche fast 5 Stunden (!!) dauert. Wir probieren jeden der ausschliesslichen Natur-Weine aus jedem Fass, Tank, Betonei und Flasche und spucken auf den Kies dazwischen. Das ist wieder ein Erlebnis sondersgleichen und die Fischer's so was von sympathisch. Sandra Fischer reicht uns Häppchen auf der Terrasse, während die hauseigenen freilebenden Pfauen Brunftschreie ausstossen (wow, sind die laut!), in der Küche gibt es Spaghetti/Pesto und provencialischen Käse aus dem Kastanienblatt zum Abschluss. Wir machen uns auf den Rückweg, sind glücklich, schlauer und neidisch. Es ist 15:30h und wir beschliessen noch einen Tag zu bleiben - "der Nachmittag zur freien Verfügung".

Mont Ventoux 1912m Höhe

Hier oben ist superdicker Nebel, vom Berg keine Spur. Es gibt hier einen Keks-Stand, wo ich nicht umhin kann und schnell für 6,50 ein Tütchen voll mitnehme (die mit Lavendel sind bestimmt voll eklig *grins*). Daneben ein Wurststand der Provence, so was habe ich noch nicht gesehen! Wenn ich kein Vegetarier wäre, würde ich masslos shoppen. Das sieht mal spannend aus!

Weinprobe und Edith Piaf

Heute Mittag bei einer Spritztour zufällig ein kleines Weingut besucht. Glück gehabt, der Chef war da und hat uns ausgeschenkt und erzählt. Domaine Bergerie du Capucin. 12 ha gross und er hat erst 2008 begonnen. Wirklich tolle Weine, weiss, rosé, rot - alle lecker. Offenbar hat er sein Handwerk in der Cooperative, in der er davor gearbeitet hat, gut gelernt. Wir kauften ein und bekamen eine Flasche Magnum des Rosé noch dazu - "als Aperetif für heute Abend".
Dieser schmeckt nun und es läuft Edith Piaf im Hintergrund. Mag altmodisch sein. Ich finde es zeitlos schön. Vielleicht muss man dazu in Frankreich sitzen, am Ende einer Strasse ins Nichts. In einem schmalen Steinhaus und der Bollerofen wärmt und riecht toll nach Holz. Heimelig. Was auf den ersten Blick langweilig erschien ("mein Gott, wie kann man hier eine Ferienwohnung auswählen"), will nun gar nicht mehr loslassen, aber morgen geht es weiter, zurück in die Provence, mit Edith im Ohr.

in den Cevennen

Ich sitze bei Freunden in der Ferienwohnung, mitten in den Cevennen. St. Martial, ein besserer Feldweg führt hin und das Dorf ist nur mit einem kleinen Auto zum Auf- und Entladen auf einem Art Rundkurs befahrbar. Danach parkt es sich draussen vor dem Ort.
Die Fahrt dahin war schlimm, aber das lag daran, dass die Fahrt von Sanremo bedeutete, 11,5 Stunden unterwegs zu sein. Bis Digne über die Ausläufer der Seealpen. Über Sospel, Col de Turini, St. Martin-Vesubie nach Guillaumes und über die Daluis-Schlucht nach Digne. Total klasse! Aber dann drängt die Zeit und wir nehmen die Autobahn. Ab Nimes wieder über Land, es dämmert und der Hintern will partout nicht mehr. Das Navi ist unerbittlich, jagt uns 30 km über einen Feldweg und ich komme nicht mehr über den zweiten Gang hinaus. Die Hände schmerzen, die Arme sind kraftlos. Ich überlege wie viele Klamotten ich dabei habe, um mich zur Not warm zu halten und ob mich der letzte Müsliriegel über die Nacht bringt, wenn ich jetzt einfach anhalte und jegliche Weiterfahrt verweigere...
Das war einfach zu lang und ich habe die Idee des Besuches in St. Martial verflucht. Aber bald entschädigt und der schmerzende Popo vergessen: Die Ferienwohnung Bastide der Familie Utz ist superschön, geschmackvoll eingerichtet, auf dem Herd wartet ein warmes leckeres Essen und der Blick von der Terrasse ist beruhigend. Grün in allen Tönungen. Ruhe. Vogelgezwitscher.

Chateau XII de Lutzelbourg

Nach gestrigen weiteren 51,6 Kilometern auf dem Rad tut der Popo weh und es hat deswegen sein Gutes, dass Ostern vorbei ist und man wieder nach Hause darf/muß.

Kurz noch die Burg besichtigt. Toll erhalten, schön renoviert - muss eine tolle Kulisse für einen Mittelaltermarkt sein.

"eine der bedeutendsten stauferzeitlichen Burgruinen im lothringischen Teil der Vogesen; erbaut Ende des 11. Jahrhunderts".

Ein schöner Blick auf den Kanal nach allen Seiten rundet ab.

Canal de la Marne au Rhin

Elsaß-Lothringen. Landschaftlich ganz anders als die Vogesen. Oder es ist anders, weil das Wetter so dermaßen frühlingt. Weniger Fachwerk, mehr frei stehende Häuser, moderner, hügeliger, ja bergiger.

Am Kanal entlang geradelt. Dieser verbindet die Marne mit dem Rhein und ist 289 Kilometer lang. Nicht täuschen lassen, den das heisst trotzdem bergauf und bergab radeln, da der Kanal viele Schleussen hat und auch in Tunnels verschwindet, die es dann zu umfahren gilt. 50 km und einen ausgezeichneten Apfelkuchen im Auberge Altenburg später, sind wir zurück in der Ferienwohnung. Die Aussicht von Haselbourg ins Tal und über die Wälder ist schön, die Grillen singen uns ein Lied und die Ziegen mähen mit uns einen fröhlichen Dialog.

Roc d'Anglade in der Mittagsruhe

Mäßig beschildert finden wir fast zufällig Roc d'Anglade in der Ortschaft Langlade/Nimes. Natürlich sind wir mal wieder mitten in der Mittagspause angekommen. Wir steigen aus, wollen aber noch nicht klingeln. Aber wir werden schon entdeckt. Die Frau des Hauses (?) fragt nach unserem Begehr und sendet uns freundlich den Winzer Rémy Pédréno. Dieser ist fürchterlich busy und würde uns lieber morgen empfangen. Wir halten nicht lange auf, staunen in seinem Weinkeller/-lager, machen ein Foto. Fass reiht sich an Fass in unterschiedlicher Größe. Wir erfahren noch schnell, dass die Ernte zu 95% hereingeholt ist, 2010 ein gutes Jahr ist und der Weiss- und Rotwein 18 Monate im Fass reift. Sehr sympatisch der Herr und schon sind wir wieder weg - back on the road.

Mais, Madiran, Minervois

Im Südwesten von Frankreich machen wir einen Umweg und fahren in die Appellation Madiran. Hier wird vor allem Tannat angebaut. Dunkelblaufastschwarz hängen die Trauben unter blauem Himmel.
Wir essen zu Mittag und trinken ein

0,1erle des heimischen Roten. Die Zunge ist danach in der Farbe der oben beschriebenen Trauben. Ob der Tannat meinen Geschmack trifft? Da bin ich mir noch nicht sicher. Sicher ist, dass es etwas ganz eigenes ist.
Die verschiedenen Domaines sind gut ausgeschildert. Wir finden die Domaine Laffont. Wir klingeln, klopfen und werden von 2 in der Küche werkelnden Personen erfolgreich ignoriert. Ok, es gibt kein Direktverkauf-Schild, aber die wussten ja auch nicht was wir wollten. Nun ja.
Das Madiran selbst ist unspektakulär, sehr große Maisfelder in eher flacher Umgebung.

 

Weiter nach Osten. In Homps in der Appellation Minervois witschen wir gerade noch zum Feierabend in den Le Chai de Homps - ein Laden, der eine große Auswahl an Weinen der Region hat. Die Beschreibungen sind gut aufbereitet, die Auswahl ordentlich, zum Grossteil für den sparsamen Geldbeutel. Rosé und Weiß kommt nicht zu kurz. Die biologischen Weine stehen separat.

Im Ort Homps scheint der Bach die Quelle des Lebens zu sein. Hier liegen Boote aller Art und für Bootstouristen scheint es ein Geheimtipp zu sein.

Ins Languedoc

Es wird deutlich wärmer, der Mistral pfeifft nicht mehr und ich kann ohne Jacke leben. Wir haben die Cevennen gestreift und festgestellt, dass es da sehr sehr schön ist. Die Felsformationen zeigen wie die Erde sich vor Jahrmillionen aufgeworfen hat. Die Schluchten und Bachläufe riechen nach Abenteuer.
Weiter ins mittlere und südliche Languedoc. Die Strecke von Clermont-l'Herault über Bédarieux nach Faugères ist eine super Motorradstrecke und ich vermisse kurz mein 2Rad.
In Faugères bremst uns (gottseidank) der Cellier de la Vigneronne (Bild) aus.

Drinnen eine Weinfachfrau, die uns in gutem Englisch 35 verschiedene Winzer und damit 120 Weine aus der Appellation Faugères näher bringt. Hier lerne ich auch, dass die AOC verbietet reinrassige Weine zu machen. Es sind immer Blends. Ich wähle nach Rebenmix und Etikett und trage 4 Flachen hinaus.

Diese Läden sind eine super Institution. So macht Auswahl und Einkaufen Spaß.

Landschaftlich ist es nicht mehr ganz so... Es fehlt das Besondere, das Südliche der Provence, das Blumige der Champagne, das Reizvolle der Cevennen.

Jean David und Philippe und dann nach Chateauneuf-du-Pape

Séguret/Rhône. Punkt 14 Uhr. Ende der französischen Mittagspause. Wir klingeln am Weingut Jean David. Dieser öffnet und wir kommen zum kurzen Plaudern und zur Verköstigung. Er ist im Stress (logisch, wir kommen mitten in der Lese) und bittet eine nette Dame sich um uns zu kümmern. Wir probieren seine biologisch korrekten Weine und schauen danach in seinem Weinkeller vorbei. Mit dem Önologe Philippe steigen wir eine Leiter hinauf und schauen von oben in die frische Maische, wir bekommen alles erklärt und probieren die einzelnen Stufen der Weinerzeugung. Das war nett und lehrreich. Es wird in Beton und Edelstahl ausgebaut.

Danach nach Chateauneuf-du-Pape. Die Heimat der bekannten Weine. Im Weinladen Vinadéa kann man 90 (!!) der 130 (!!! wow, doch so viele !!) verschiedenen C-d-P kaufen. Hier liegt auch ein tolles Buch: The Chateauneuf-Du-Pape Wine Book, das muß man haben. Es macht einfach Lust darin zu blättern.

Der Ort ist nebenbei auch ein Schmuckstückchen. Ich frage mich hierbei - etwas das vierte Mal auf dieser Reise - warum es solche Orte bei uns in Deutschland nicht gibt: gewunde enge Gassen, dass kaum ein Auto, und oft nur der Fußgänger sich darin bewegen kann. Balkone, die in die Strasse ragen und Treppchen als Zwischenverbindung. Entstanden unsere Orte 300 Jahre später? Oder waren die deutschen Kutschen schon immer groß wie unsere LKW's heute?

Salon de Thé in Séguret und zum Diner nach Arles

Séguret ist ein (mindestens nach der Hauptsaison) verschlafenes Dorf im Gebiet Rhône. Malerisch kann man die schmalen Gassen hinauf und hinunter steigen. Dann kommt man irgendwann am Salon de Thé (Bild) vorbei. Tipp: Hier einkehren und einen Cafe au Lait mit Kuchen bestellen. Im Cafe dann am offenen Fenster sitzen und bei einem wundervollen hausgemachten echten Kuchen hinunter in die Provence schauen! Yep!!!

Abend: Der Hunger und der schön verbrachte Tag sagen uns, dass wir heute in Arles Essen gehen. 2 Reiseführer preisen Monsieur Rabanel an, der 2 Lokale hat (das zweite für den normalen Geldbeutel *grins*) und Gemüse aus eigenem Bio-Garten verarbeitet. Mein Vegetarierherz freut sich schon. Leider nicht lange. Die Karte dämpft meine Erwartungen. Die Bedienung bietet mir nach Nachfrage in der Küche einen Salat mit Toast an, den Thunfisch würden sie dann weglassen.... Lecker... Ich weiß, dass es nicht so einfach ist mich zu füttern, aber mit frischem Gemüse prahlen, bei Michelin nen Stern kassieren und dann Toast und Salatblatt?
Raus mit uns und zum Lokal La Bohème. Dort schwelgten wir im besten Gaspacho aller Zeiten, in Ravioli mit frischem Gemüse (oh la la!), in lecker Auberginenauflauf und Dessert für 15€. Der Herr des Hauses bietet besten superfreundlichen Service. Das Ambiente ist mediterran-angenehm. SUPER!
Während ich unter ahs und ohs genüsslich meinen geeisten weissen Nougat mit Himbeersauce löffle, nimmt Oli einen fromage de chèvre mit Olivenöl.

Erinnert an eine Berglandschaft mit Kötteln darauf, sagt er. Schmeckt sehr, aber ... die Ziege bleibt ihm erhalten, auch nach einem bitteren Espresso und dreimaligem Zähneputzen. Ich frotzle. Sechs Uhr in der Früh, Oli schleckt draußen die Wiese ab. Ich lächle, denke an meinen Nougat. Sieben Uhr in der Früh, Oli leckt die Baumrinde. Das Zieglein verabschiedet sich .... Hihihi.

Da wurde Gaudi sicher blass

Irre!

Das Palais Idéal wurde 33 Jahre lang von dem Briefträger Ferdinand Cheval geplant und erbaut.

Die Steine und vieles mehr fand er am Strassenrand seiner täglichen Route. Ein Anblick, bei dem mir die Kinnlade einfach immer wieder nach unten schnappt. Die Detaillarbeit, die Ideen, die Ausarbeitung: Hut ab Ferdinand - trés bon trés bon! Es gibt einen Hindu-Tempel, eine Moschee, eine ägyptische Grabkammer, genauso wie eine Krippe und triviales wie die Kammer für den Schubkarren. Mit Kommentaren - vielleicht Weisheiten - Jahreszahlen und Beschreibungen scheint das Werk für mich auch eine Erlärung an die Welt zu sein, dass das Leben kurz und komplex ist und keiner ohne den/das andere/n sein kann.

Sehenswert!