Entries in Freundschaft (5)

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schlechte Verfassung

Es fing an, dass ich eine Neujahrskarte schreiben wollte. Ich blätterte in meinem Adressbuch und fand dort Namen nichtlebender Personen.

Sie haben mich und ich habe sie irgendwann ein Stück weit begleitet - als Freunde oder nahe Bekannte und sie waren alle irgendwie in meinem Alter, beim Zeitpunkt ihres Todes:

Jutta Speidel - Selbstmord

Kai „Jo“ Kruse - Herzversagen

Brigitte "Biggi" Koch - Hirntumor

Christian "Lutze" Lutz - unverschuldeter Motorradunfall

Regina "Gina" Walter - Selbstmord oder Versehen

Bruno - Unfall in Werkstatt, verbrannt

Bernd Sautter - selbstverschuldeter Motorradunfall

Michael "Micha" Lange - unverschuldeter Motorradunfall

Eberhard "Ebe" Steck – Autounfall, wahrscheinlich Selbstmord

Jackie - Herzanfall

Jürgen Rinker – Krebs

auch an Philip Graumann - Sohn eines Freundes, denke ich, der am 11.1.98 mit 2,5 Jahren nach einem Jahr Kampf an Leukämie starb

Chapeau oder rien ne va plus

"Es wäre Unrecht, wenn Du Deine Liebe zu einem Menschen über seine eigene Lebensfreude stellen würdest."

Das wurde mir vor gut einem Jahr geschrieben. Nun sage ich es, gebe es zurück. Der Schmerz dies zu sehen und zu sagen ist grösser als alles was ich aushalten kann.
So hell und freundlich und voller freier Freude die Welt dann für den einen ist, so schwer und dunkel ist sie für den der bleibt.

Ein später Nachruf für Kai

Am 3.11.2009 starb Kai Kruse. Genannt Jo. Ein schwaches Herz von dem er lange nichts wusste. Etwa 44 Jahre alt. Ich erinnere mich heute wieder an ihn, weil wir den Jahreswechsel 1999 auf 2000 miteinander feierten. Zusammen mit Alex fuhren wir auf einen Berg und schauten das Feuerwerk an.
Wir lernten uns in der Disco kennen. Er hatte lange Haare, eine John Lennon Brille und geflickte Jeans. Mitte/Ende der Neunziger. Wenige Wochen später hat er sich zum Entzug eingeliefert. Multitoxisch. Wir schrieben uns, ich besuchte ihn manchmal in seiner "geschlossenen". Irgendwann hatte er Ausgang und ich kam und er brauste auf meinem Motorrad als Beifahrer mit durch die Heilbronner Berge. Er genoss es und wir waren wirklich gute Freunde. Er sagte viele Jahre, dass ich ihn aus der Scheisse herausgeholt hatte. Irgendwann war er clean und bereit ins Leben zurück zu kehren. Er wohnte 3 Monate bei mir, bis er ein Zimmer in einer WG fand. Wir hatten eine gute Zeit und es war schön. Er lebte im Wohnzimmer. Wir hatten nie etwas miteinander. Wir liefen Arm in Arm durch die Stadt, aber liebten uns wie sich Freunde lieben. Er zog ins Zentrum und der Kontakt wurde geringer, irgendwann baute er Mist, tat mir weh. Es war eine Kleinigkeit - sage ich heute, aber ich verstand es nicht besser, als dass er mich hängen lies. Er machte tollen Schmuck mit Leder, Edelsteinen und Silber. Meine Mama wollte immer eine Kette mit grossen roten Holzelementen. Ich kaufte Material ein und brachte es zu Kai und er sagte, er macht so einen billigen Schmuck nicht mehr. Ich war masslos enttäuscht und wir beendeten die Freundschaft.
Nun gut, Kai war ein toller prima Kerl. Und war ein super Didgeridoo-Spieler. Er hatte es nie wirklich leicht. Rückfällig wurde er auch, auch damit konnte ich damals Null und nicht umgehen, aber er schaffte es, soweit ich weiss, wieder damit umzugehen. Manchmal trafen wir uns irgendwo zufällig. Mehr wie grüssen war nicht mehr. Er starb an Herzversagen. Alleine.

Rückblick Berlinale

Die diesjährige Berlinale bescherte mir 9 (neun!) Postkarten. Ein guter Freund reist dort jedes Jahr hin und schaut tagelang einen Film nach dem anderen. Ein Filmverrückter, wie er selber sagt. Nun, dieses Jahr war er noch zusätzlich der "sehr bekannte Reporter", der mir in 9 Postkarten täglich schrieb und mir die novedades del día (Neuigkeiten des Tages) mitteilte.

Spitze! Was habe ich mich gefreut.