Entries in Tipp (31)

Kino-Tipp: The Ides of March

Sehr schöne Unterhaltung. Intelligent, auch humorvoll und düster. Nicht unbedingt ein Film, der mit neuen Einsichten punktet und dadurch zum Nachdenken anregt.

Aber das Thema ist aktuell und immer wieder interessant. Die Machenschaften, um mit jedem Preis des Verrats vor sich selbst nach oben zu kommen, wurden sehr gut von allen verkörpert.

Sehr schön wie sich George Clooney in seinem eigenen Film zurücknimmt und bewusst nicht die Hauptrolle hat. Klasse supergut geschauspielert hat Ryan Gosling (den man neben George Clooney auch auf keinen Fall von der Bettkante schubsen würde *hähä*).

Ja, sehenswert und auffrischend erfrischend.

Kino: Der Gott des Gemetzels

hm, ...
Gespannt ging ich hin. Polanski. Waltz (nicht das ich ihn mag, aber er verkörpert seine Rollen), Jodie Foster (schön gealtert), Winslet (immer wieder fantastisch), Reilly kann ich nicht zuordnen.
Ein must see? Nach der Hälfte fragte ich mich, ob ich gehe. Aber ich war ja nicht alleine im Kino. Nach Zweidrittel musste ich mich zusammenreissen, nicht trotzdem aufzustehen.
Ich denke, als echtes Theaterstück hat es was. Die Schauspieler müssen auf der Bühne live alles geben. Als Kinofilm stressig. Superstress. Warum um alles in der Welt muss ich mir ansehen, wie sich 2 Ehepaare zerfleischen. Jeder weiss, dass es nicht überall harmonisch zugeht. Viele bleiben wegen der Kinder zusammen. Bemühen sich einen Schein zu wahren. Streiten über alles und nichts. Verstehen sich nicht. Harmonie wird nicht gepflegt, wird solange hingenommen bis sie normal und dadurch langweilig ist. Dann trennt man sich. Die, die sich zerfleischen bleiben zusammen. Wie im wahren Leben. Dazu ins Kino? Um dass zu sehen, zuzuhören, wie sich Bosheiten austauschen? Nein Danke.
Schauspielerisch sicher nicht schlecht, ok, aber dass macht es nicht aus.
Antitipp.

Buch: Der Mann schläft

von Sibylle Berg
Lasse ich es als Buchtipp laufen oder nur als gelesen? Schwierig. Ein Buch voller beissendem Spott über die Menschen, ihr Treiben, ihr durchs Leben wandeln. Aber auch Angst, pure Angst vor dem Weitermachen, vor der Liebe, vor dem Verlust. Hier sitze ich und esse eine Papaya und ein Milchbrötchen, weil ich voller Lust loszog um mich in einem guten Restaurant bedienen und bekochen zu lassen. Geblieben ist ein schneller Einkauf und die Rückkehr ins Hotelzimmer. Warum sollte ich mich mit fremden Menschen niedersetzen. Warum Blicke auf mich ziehen. Womöglich bedauernde. Ach die Arme, so allein. Oder was auch immer sie denken da draussen, was mich nicht interessiert.

Das etwa könnte auch in dem Buch stehen.

Ein Buch einer Frau in den 50zigern in der Ich-Erzählform legt uns ihr Leben vor. Beschreibt die Einsamkeit, die sie so eigentlich nicht empfindet. Treffen mit Freunden als Zwangsveranstaltung. Dann ein Mann, mit dem sie Ruhe findet und den Hass oder besser Spott auf die Welt verbindet. Er verschwindet. Im Urlaub in China. Das was und wie und ihre Angst beschreibt sie in einem Erzählstil, der als ungewöhnlich zu bezeichnen ist. Wahnsinnige Sätze, Bildbeschreibungen, tote Händchen, nein nicht Hände, wie es jeder Autor schreiben würde.

Doch, ja, lassen wir es als Buchtipp laufen. Ist es nicht schon Tipp genug, wenn ich es in 2 Tagen verschlungen habe? Wollte nicht aufhören, musste Seite um Seite miterleben, mit Angst haben, mit fühlen, wie Traum und Realität verschwimmt - oder tat es das nicht?

Film: Die Kunst des negativen Denkens

Uuuuh, das ist Tobak... keine leichte Abendgestaltung, kein Popcorn.

Um was geht es? Um eine Gruppe Menschen - die einen behindert (Rollstuhl verschiedener Grade, depressiv, zwangsgutgelaunt), auf der anderen Seite die Gesunden (Therapeutin, Ehepartner). Gruppentherapie. Positives Denken. Negatives Denken. Was kann in einer Nacht Gruppentherapie passieren.

Dieser norwegische Film soll eine Komödie sein. Nun, ich konnte auch mal lächeln, aber ansonsten ist es bierernst.

Das ist zum Mitfühlen und schon im Film werde ich mit meinen Gedanken konfrontiert, wie würde ich denn damit umgehen? Das Thema hat bestimmt jeden schon beschäftigt "was wäre wenn". Egal auf welcher Seite man wäre. Vorbereiten wird man sich nie können. Filme helfen dabei auch nicht.

Sehenswert ist dieser intelligente Film aber allemal. Die Dialoge sind überlegt, bestechend, nachvollziehbar, aber auch bedrückend, nichtbeschönigend.

Frei ab 12? Muss nicht sein. Es gibt noch etwas anderes als Blut und Sex, was in eine Bewertung einfliessen sollte.

Kino Filmtipp: Le Havre

Nach Popcorn (3 Musketiere) nun Programmkino.

Eine wundervoll melancholische Verfilmung eines älteren Ehepaares in einem armen Viertel von Le Havre/Frankreich. Sie muss krankheitshalber ins Krankenhaus, er - Schuhputzer - trifft auf einen illegalen Immigranten. Einem Jungen, der nach London will, zur Mutter. Natürlich hilft der Schuhputzer und seine Bekannten/Freunde.

Im Film gibt es keine schöne Menschen, die Dialoge sind kurz, aber vielsagend und lassen uns an Loriot denken. Trocken, tiefgründig. Jedes Wort, jede Inszenierung kein Zufall. Die Schauspieler sind so schräg, dass sie an Originalität kaum zu übertreffen sind und doch rutscht keine Szene ins Lächerliche ab.

Sehenswert.

Kinotipp: Die Drei Musketiere

Wir glauben, die Story ist ausgelutscht? Wir haben bereits 14 3/4 Verfilmungen angeschaut und uns manches mal gelangweilt? Auch als Musical in live schon durch?

Dann sind wir ja jetzt bereit für den neuen Kinofilm? Oder sagen uns, dass muss man nicht gesehen haben.

Doch, man muß! Der neue Kinofilm ist ein „must have / must see“.

Die Schauspieler sind toll und passen genial in ihre Rollen. Nachdem ich Ray Stevenson alias Titus Pullo in der Mini-Serie Rom bereits kennen und lieben gelernt habe, nun also als Porthos. Klasse.

Orlando Bloom, hmmm ja *schmacht*. Seine Frisur als Herzog von Buckingham ist genial bescheuert. Die schauspielerische Leistung zwar mittelmäsig, aber ich würde ihn nicht von der Bettkante stossen *uuuups*.

Die Mädels, abgesehen von M’lady Winter? Naja, Beiwerk. Gehören halt dazu. Nicht besonders charakterstark, nicht besonders wichtig oder hübsch, eher süß.

Fazit: Die 3 Musketiere muss man sehen! 4,5 von 5 Sternen von mir. Die Geschichte: wunderbar neu interpretiert mit Luftschiffen aus den geheimen Skizzen des Leonardo da Vinci (Zeppelin an dem die Santa Maria von Kolumbus hängt). Der Luftkampf ist köstlich! Wat hab ick gelacht! Die 120 Minuten sind kurzweilig und schreien nach Verlängerung oder Fortsetzung. Nichts für einen Kultstatus, Unterhaltung pur.

In 3D? Hmm, es ist ein bisschen zu überladen. Zu 3D-ig. Eher schon stellenweise unnatürlich und nervig.

TaT

... das steht für "Tropfen auf Tropfen".

Und das ist so ziemlich das Beeindruckendste, Gänsehautbereitendste was ich in der Fotografie je gesehen habe.

Ich ziehe den größten Hut, den ich mir vorstellen kann vor Markus Reugels.

Und wenn ich in meinem Spülbecken nochmal Tropfen fallen lasse und sie farbig anblitze und fotografiere werde ich wieder Freude daran haben, aber ich werde wissen, dass das alles Kindergarten ist.

Wow!

Anti-Tipp Max Raabe

Ein lieber Kollege hat mir Max Raabe empfohlen. Ich habe mich eben in diverse you tube's reingehört und ich muss das hier als Anti-Tipp loswerden. Ja, ich finde es entsetzlich. Wie er das R rollt, da stehen mir alle Haare zu Berge und wie er spricht, singt, aussieht, und den Kopf schief legt - das macht mich regelrecht aggressiv. Ja aggrrrrrressiv. Selten das ich so etwas bei Musik hatte. Natürlich gefällt einem nicht alles, abhaken und gut. Aber das hier kann ich gar nicht. Interessant.

Theater: Familie Flöz

Die Beschreibung hat mich angesprochen: Menschen setzen Masken auf und spielen Maskentheater. Für jedes Stück werden die Masken erschaffen.

Die Bilder sahen sehr ausdrucksstark aus. Hotel Paradiso heisst das Stück. Ein bisschen Hoteldrama mit Toten und Klamauk. Karten gekauft und den Tag der Aufführung abgewartet. Auf die Bühne, fertig, los. Ich brauchte eine Weile um mich darauf einzulassen, da ich erwartet habe, dass gesprochen wird. Wird aber nicht! und das macht die Sache erst richtig unglaublich wahnsinnig gut! Die Masken sehen immer gleich aus - logisch. Aber - natürlich - haben sie die absolut passende Mimik zur Rolle geschnitzt bekommen. Der Rest macht Körperhaltung und Musik, Geräusche, ein Hund in der Küche, den man nie sieht, Licht. Wahnsinnig gut! Im Hotel ist die Familie und Gäste und das Personal. Erst nach der gut eineinhalb Stunden langen Vorstellung verbeugen sich 4 Schauspieler - aber es waren (wenn ich richtig rekonstruiert habe) 19 Rollen! Unterschiedliche Masken, Charaktere, Kleidung, Verwicklungen. Unglaublich gut. Familie Flöz, Danke für den tollen Abend.

Film: "Angels in America" von 2004

Jeah, 6 Stunden mit

Al Pacino als üblem bösen kranken Boss, Meryl Streep - wieder wunderbar und gleich in 4 Rollen *I love it*, Emma Thompson - bestechend in 3 Rollen, Justin Kirk - hmmm wie gutaussehend und in der Hauptrolle, ogottogott wie leidend.

Ob man das gesehen haben muss? Amerika, Homosexualität und vor allem AIDS. Der Titel ist irreführend, die Geschichte jedoch ok, 6 Stunden klingen lang, aber es war auch eine Mini-Serie im Fernsehen. Man kann nichts wegstreichen, die Geschichte gibt den Stoff her. Aber das mit den Engeln, die da mal in Visionen oder auch in echt (??) auftauchen, hätte es nicht gebraucht. Die machen die Geschichte leider ein bisschen lächerlich, unernst oder unglaubwürdig. Die Schauspieler hätten diesen Part nicht gebraucht.

Also, muss man gesehen haben? Nö, zum Radeln nebenher bestens geeignet, als Filmwerk für's Sofa sicher nicht. Kein Film-TIPP. Aber Tipp für die, die nicht so fit sind beim englische Filme schauen: Alle Schaupieler sprechen ein sehr gut verständliches Englisch, kein amerikanisches Gekaugummise.

laut ist gut

CD rein und doll laut aufdrehen und dann 5x hintereinander!

Text gibt es nicht viel, das macht nichts, die Musik ist phänomenal!

Daumen hoch für die samische Sängerin Mari Boine (Norwegen).

RAF in der schulischen Erziehung

Am Wochenende habe ich es endlich geschafft und habe die filmische Leistung "Der Baader Meinhof Komplex" angeschaut (Filmtipp). Jahre stand die DVD im Schrank, dazu brauchte ich einfach den richtigen Tag. Danach habe ich bis nach Mitternacht das Web nach den echten Lebensgeschichten durchforstet. Was für eine spannende Zeit. Nicht das ich Sympathisant wäre. Nein, jegliche Gewalt ist unberechtigt. Niemand darf seine Ideen mit Gewalt durchsetzen. Jedoch konnte ich immer nachvollziehen, was die RAF -zumindest vielleicht ursprünglich oder sogar noch vor der Gründung 1970- wollte und antrieb. Konnte die Unzufriedenheit irgendwo nachvollziehen, die Angst vor dem Polizeistaat, die Angst untätig zu zu sehen, was in Vietnam passiert, undund.
Was ich aber eigentlich heute deuteln will: Meine komplette schulische Erziehung kam ohne die RAF-Zeit aus. Jahr für Jahr wurde der zweite Weltkrieg beackert. Jahr für Jahr schwand dadurch unser Interesse. Selbst im Deutschunterricht wurde nur und ausschliesslich ZweiteWeltLiteratur gelesen und Satz für Satz zerkaut, bis der Zusammnhang komplett verloren ging. Heute frage ich mich, warum unser Unterricht so einseitig war. Wir durften oder sollten nichts über die RAF hören? Oder war niemand in der Lage, die einigermassen aktuellen Dinge im Interesse der Regierung und öffentlichen Sicherheit in die Schulbücher zu bringen? Womöglich waren die jüngeren Lehrer die Studenten von damals und die alten an der Regierung und im Direktorzimmer? Spannende Frage. Womöglich war das damals tabuuuuuu *psst* und das ist nichts für unsere Kinder. Nun gut, stattdessen durften wir Jahr um Jahr die Brutalität und die Fakten eines A.Hitler auswendig lernen, die Ärmsten mussten sogar Dachau anschauen (das blieb mir irgendwie erspart und ich hatte die Chance als Erwachsener selbst zu entscheiden, ob ich das sehen muss). Damit wir es immer parat haben und die ganze Welt auch. Wie einseitg. Hätten wir Kids nicht mehr gelernt, für das wahre Leben, wenn wir noch-aktuelle Themen gelernt hätten? Warum es die RAF gab, und warum es richtig war, sie zu verurteilen und warum auch die Regierung aus dieser Zeit gelernt haben könnte? Ja, zu der Zeit war die Spät-RAF noch aktiv, aber wir haben auch über die CDU und SPD gelernt, die gibt es heute noch, wie ich kürzlich hörte... Wir haben auch nichts über Mao gelernt und nichts über Ethik und nichts über andere Dinge, die einem Jugendlichen eine Chance gibt, sich eine Meinung über IRGENDWAS zu bilden. Ich frage mich, ob ich ein Opfer einer Erziehung im Sinne der damaligen Obrigkeit bin. Damit höre ich auf, bevor dies ein Kapitel eines Buches wird, weil ich vom Hundertsten ins Tausendste komme *grins*. Trotzdem, schade um die vielen Jahre auf der Schulbank.

Film: Religulous

Kein Film, sondern eine Dokumentation.

Der US-Komiker Bill Maher reist unter der Regie von Larry Charles als Reporter durch die Welt auf der Suche nach Antworten, warum es Religion gibt, warum die Menschen glauben und warum sie im Namen ihres Gottes manches tun und nicht tun.

Nein, ich mag nicht wie er fragt - ich mag auch nicht, wie er die Leute unterbricht und ich mag nicht, wie er auch sinnvolle Anworten in seine Zweifel umwandelt. Ja, es ist einseitig. Und "saukomisch", wie manche Kritik schreibt, ist es schon gar nicht. Es ist purer Ernst, keine Unterhaltung.

Es ist eine zeitkritische Doku mit Daseinsberechtigung. Wer es kurz machen will, dem reichen die letzten 10 Minuten, die alles ausdrücken, warum dieser Film gemacht wurde: Gesunder Zweifel an jeder Religion und jedem daraus resultierenden Fanatismus. Deswegen sehenswert!