Entries in Kapverden (19)

Überfahrt nach Brava
Wir schippern über die Kapverdische See. Ich unterhalte mich mit dem Marinero - er portugisisch, ich spanisch. Wir verstehen uns blendend *zwinker*. Die "Damen" in der Gruppe schauen entsetzt: "sie unterhält sich wieder mit dem Volk..."
Der Seegang soll wenig sein, doch schwanken wir +/-30Grad. Ja, es wird auch gekotzt dabei. Mit afrikanischer Musik im Ohr bin ich allerdings gegen äußere Einflüsse gefeit.
Neben uns fliegende Fische. Wie Vögel breiten sie ihre Flossen aus, fliegen 5 Meter und mehr.
Auf den Inseln immer wieder Eisvögel. Sie sehen ungewohnt aus: sehr rote Schnäbel, weißes Gefieder, aber dann im Flug entfaltet sich ein kräftiges leuchtendes blau.
Natürlich ist weder Fisch noch Vogel fotografisch erfassbar. Was zählt sind letztendlich und immer die Erinnerungen.

Herr Cucaracha
Morgen früh packe ich mein leichtes Gepäck wieder. Ich geniese es, so gut wie nichts zu haben. Wenn das Gepäck schwerer ist als gestern, habe ich den Riesenkakerlak vom Zimmer mit eingepackt. 6 cm Körperlänge. Ich sah ihn im Augenwinkel, habe ihn vom Bett verjagt, im Zimmer gejagt, dann verschwand er. Nun weiß ich auch was letzte Nacht raschelte ...
Die nächsten 3 Tage bestehe ich weitere Abenteuer auf Brava. Strom und Wasser ist nicht gesichert.

Fogo, am Meer
Wir fliegen in etwa 25 Minuten von Santiago auf die Insel Fogo: Das Hauptstädtchen Sao Filipe hat einen ganz besonderen Charme. Die Städter sitzen in jeder Gruppengröße auf und an den Strassen, halten einen Schwatz und freuen sich am Nichtstun. So sieht es jedenfalls aus. Die Strassen gehen bergauf, bergab und laden zum Spazieren ein. Ein Städtchen zum Hängenbleiben.
Über einen halbverfallenen Weg stapfe ich hinunter ans Meer. Endlich! Ich springe aus meinen Gummi-Flip Flops und wandere im schwarzen Sand. Es tut gut, die Wärme zu spüren, die Natur unter meinen Fußsohlen und ich wandere 1,5 Stunden. Schwarzer Sand ist etwas ganz besonderes!

Tag 5
Ich übe mich in Spartanismus. Interessant wie schwierig es ist, sich auf einen Tagesrucksack und einen Stoffbeutel (gekauft im Chinashop, mit Bob Marley-Aufdruck) zu beschränken. 3 T-Shirts für 11 Tage. Das Gepäck verschollen. Angst, ich könnte den Mückenschutz brauchen, obwohl es keine Mücken gibt. Die Sonnenbrille fehlt, obwohl ich selten eine aufsetze. Lass Dich auf die Erfahrung ein, sage ich mir und vergesse die Idee gleich wieder. Ich beginne das Wenige zu schätzen.

Tag 3
Was will man mehr: Eine Nacht in Lissabon war ok und die Versorgung gut. Am Tag 2 kam ich nachts um 3 in Praia/Santiago/Cabo Verde an - mit 24 Stunden Verspätung. Der Fahrer, der mich und noch einen Reisegast in die Pension bringen sollte, hatte einen Platten, dieser wurde aber schnell und unter Gelächter auf dem Airport-Parkplatz behoben.
Nachdem auch heute kein Gepäck ankam und das Notfallpaket meines Handgepäckes sich dem Ende neigt, besitze ich nun bereits eine neue Zahnpasta, ein Deo, ein neues T-Shirt und eine Waschseife um meine bereits getragenen Klamotten zu waschen. Nicht schlecht dieses Abenteuer ...

9 Stunden FRA
Ich sitze fest, warte, warte auf einen Flug. Weg. Die Stunden plätschern dahin. Ich lese. Ich spaziere. Ich höre Musik. Sie blendet alles aus. Die wahrscheinlich lauten Menschenmassen, die vorbeischwappen. Das Transportband, das sicher rattert. Kinder, die sicher schreien. Selbst der Geruch der Kioske wird ausgeblendet. Ich summe vorbei. Niemand sieht mich, niemanden sehe ich. Gefangen in der Welt der Musik - nein: frei in der Welt der Musik. Ruhig, leise, lauter werdend, voller Gefühl: The Villagers, Melody Gardot, Laura Lopez Castro. Wen bedrückt schon Warten. Nur eine Zeitstufe. Weiter.